Serie über Börsenindizes: Rentenindizes

Lesedauer 5 Minuten

Im Vergleich zu Aktienidizes sind Rentenindizes wesentlich komplizierter. Zum einen werden von Staaten und Unternehmen eine Vielzahl an Anleihen zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit unterschiedlichen Laufzeiten und Volumina ausgegeben. Zum anderen werden Anleihen laufend ungültig, da sie vom Schuldner zurückgezahlt werden.

Wie Anleihen funktionieren

Rentenindizes

Wer als Anleger Rentenpapiere kauft, vergibt für einen bestimmten Zeitraum einen Kredit an einen Staat oder ein Unternehmen. Im Gegenzug für seine Kreditvergabe erhalten Anleger vom Emittenten regelmäßige Zinszahlungen. Zum Ende der Laufzeit wird der Nennwert der Anleihe üblicherweise zurückgezahlt.

Ähnlich wie Aktien können Anleihen über die Börse ge- und verkauft werden.

Darüber hinaus sind Anleihen eine äußerst vielseitige Anlageform mit einer großen Vielfalt an Variationen.

Hier werden nur die Anleiheformen vorgestellt, in die man mittels Renten-ETFs investieren kann:

  • Bundesanleihe: Langfristige börsengehandelte Schuldverschreibung der Bundesrepublok Deutschland mit einer Laufzeit von 10 bis 30 Jahren.
  • Bundesobligationen mit einer Laufzeit von 5 Jahren.
  • Pfandbriefe unterscheiden sich von Anleihen dadurch, dass sie durch eine sogenannte Deckungsmasse besonders gut gesichert sind und meist eine lange Laufzeit haben.
  • Industrieanleihen werden von Unternehmen emittiert und haben gegenüber Staatsanleihen meist eine höhere Rendite, weil sie ein größeres Ausfallrisiko haben.
  • Inflationsanleihen, bei denen Anleger einen Inflationsausgleich erhalten.

Jede Anleihe hat einen Nennwert. Dieser ist die Basis für die Zinszahlung. Dabei versteht man unter der Nominalverzinsung einer Anleihe die Höhe der Zinszahlung im Verhältnis zum Nennwert.

Beträgt die Nominalverzinsung einer Anleihe zum Beispiel 5 Prozent, erhält ein Anleger bei einem Nennwert von 100 Euro eine Zinszahlung von 5 Euro pro Jahr.

Im Normalfall weichen Nennwert und der gehandelte Preis einer Anleihe jedoch voneinander ab. Das heißt, der Wert der Anleihe liegt unter oder über dem Nennwert.

Bei einer Anleihe, die über dem Nennwert notiert, also beispielsweise bei 100,26 Prozent, ist die Effektivverzinsung geringer als die Nominalverzinsung. Sie liegt in diesem Fall bei genau 4,9 Prozent.

Notiert die Anleihe dagegen unter dem Nennwert, also bei zum Beispiel 95 Prozent, ist die Effektivverzinsung höher als die Nominalverzinsung. Im Beispiel läge sie dann bei 5,01 Prozent.

Die exakte Formel zur Berechnung der effektiven Rendite einer Anleihe möchte ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, an dieser Stelle ersparen. Sie können diese bei Bedarf bei Rüdiger Götte, Exchange Traded Funds (ETFs) – Grundlagen, Funktionsweise und praktischer Einsatz, Stuttgart 2010, auf S. 88 nachlesen.

Wie sich der Preis einer Anleihe bildet

Auf den Preis einer Anleihe wirken folgende Haupteinflussfaktoren:

  • Restlaufzeit,
  • aktuell marktübliche Rendite für Anleihen mit gleicher Restlaufzeit,
  • Zinssatz der Anleihe,
  • Bonität des Emittenten.

Dabei ist der faire Preis einer Anleihe identisch mit dem Wert, der den in der Zukunft aus der Anleihe zu erwartenden Zahlungen an ihren Inhaber entspricht.

Oder mathematisch ausgedrückt: Der Barwert (die auf die Gegenwart abgezinsten Zahlungen) des zukünftigen Cashflows entspricht dem fairen Wert der Anleihe.

Darüber hinaus unterliegen Anleihen einem Kursmechanismus: Die Anleihenkurse sinken mit steigender Marktrendite und steigen bei fallender Marktrendite.

Wenn also die Zinsen am Markt in unserem Beispiel über 5 Prozent steigen, muss der Kurs der Anleihe entsprechend sinken, um noch einen Käufer für diese Anleihe zu finden und umgekehrt.

Fragen vor dem Kauf von Renten-ETFs

Bevor Sie in Anleihenidizes investieren, sollten Sie folgende Fragen für sich beantworten:

  • Welcher Emittent kommt für Sie infrage? Zur Auswahl stehen u. a. Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und Pfandbriefe.
  • In welche Region wollen Sie investieren? Es stehen nicht nur Anleihen von Industrieländern zur Verfügung, sondern auch welche von Schwellenländern.
  • Über welche Bonität soll der Emittent verfügen (Investment Grade oder auch Non-Investment Grade (wird von Ratingagenturen festgelegt), wobei bei letzteren das Risiko deutlich höher ist).
  • Welche Laufzeit sollen die Anleihen haben?

Die Beantwortung dieser Fragen führt Sie zu der für Sie richtigen Anleihe.

Überblick über wichtige Rentenindizes

Auch Rentenpapiere kann man zusammen in einen Index stecken. Im Ergebnis erhält man dann einen Rentenindex. Hier folgt ein Überblick über die wichtigsten Rentenindex-Familien.

Rentenindizes der eb.rexx-Familie

Die Buchstaben „eb“ stehen für „Eurex Bonds“. Das ist eine große Handelsplattform für europäische Anleihen. Anleihen, die es in einen eb.rexx-Index schaffen, lauten meistens auf die Währung Euro.

Darunter befinden sich vor allem

  • deutsche Staatsanleihen,
  • Länderanleihen,
  • Anleihen von sonstigen Emittenten und
  • Jumbo-Pfandbriefe von deutschen Emittenten (Pfandbrief-Emissionen mit einem Volumen von mindestens einer Milliarde Euro).

Die eb.rexx Government Germany – Indexgruppe enthält maximal 25 Anleihen, und zwar die am häufigsten gehandelten Staatsanleihen der Bundesrepublok Deutschland. Deren Restlaufzeiten liegen zwischen eineinhalb bis über zehneinhalb Jahren.

Die Indexgruppe eb.rexx Government Germany enthält vier Einzelindizes, die sich nur durch ihre Laufzeit unterscheiden.Diese liegen wahlweise bei eineinhalb bis zweieinhalb, bei zweieinhalb bis fünfeinhalb, bei fünfeinhalb bis zehnneinhalb und bei mehr als zehneinhalb Jahren.

Rentenindizes der iBoxx-Familie

Rentenindizes der iBoxx-Familie werden von Markit, einem internationalen Anbieter von Finanzdaten, berechnet und vertrieben. Mit diesen können Sie über den Tellerrand hinausschauen und sich ansehen, was die europäischen Nachbarn und diverse andere Erdteile und ferne Länder so machen.

Einige iBoxx-Indizes notieren in Euro, doch es sind auch Indizes erhältlich, die auf Britische Pfund oder US-Dollar lauten. Dabei beziehen sich die Indizes der iBoxx-Familie auf die Regionen Europa, USA und Asien, wobei es auch länderweise iBoxx-Indizes gibt.

Auch hier gibt es Staatsanleihen, aber auch Öffentliche Anleihen unterhalb der Regierungsebene, besicherte Anleihen, Pfandbriefe und Unternehmensanleihen.

Zudem haben die iBoxx-Indizes folgende Restlaufzeiten:

  • ein bis drei Jahre,
  • drei bis fünf Jahre,
  • sieben bis zehn Jahre,
  • zehn bis fünfzehn Jahre,
  • über fünfzehn Jahre und
  • über fünfundzwanzig Jahre.

Bei den iBoxx-Indizes können Sie sich den Rentenindex in Bezug auf vier verschiedene Bausteine aussuchen: Dabei können Sie die Region/Land wählen, die Währung, den Anleihentyp und die Laufzeit. Für fast jede Kombination gibt es bei iBoxx den passenden Index.

Rentenindizes der EUROGOV-Familie

Ende 2011 hat die Deutsche Börse AG eine Indexfamilie kozipiert, die sich speziell auf europäische Staatsanleihen beschränkt. Die wichtigste Voraussetzung ist auch hier die hohe Liquidität der in diesen Indizes enthaltenen Staatsanleihen.

Da in diesen Indizes nicht mehr als 15 Staatsanleihen enthalten sind, erleichtert diese Tatsache ETF-Anbietern die Nachbildung dieser Indizes.

Jeder index aus der EUROGOV-Familie ist mit Staatsanleihen bestückt, die sich nach ihrer Herkunft unterscheiden. Unter anderen gibt es

  • Deutsche Börse EOROGOV Germany und
  • Deutsche Börse EUROGOV France.

Die Laufzeiten sind ein bis drei, drei bis fünf, fünf bis zehn und über zehn Jahre.

Indizes für inflationsgebundene Staatsanleihen

Wer sich vor der Inflation fürchtet, hat die Möglichkeit, inflationsgeschützte Staatsanleihen zu erwerben. Diese Papiere sind meist so konstruiert, dass der Zinskupon an die offizielle Inflationsrate gekoppelt ist.

Indizes auf den Geldmarkt

Am Geldmarkt wird kurzfristig für ein bis zwei Jahre Geld verliehen. Bekannte Geldmarktzinssätze sind

  • Eonia (Europäischer Übernacht-Index-Durchschnitt). Das ist der Zinssatz für Tagesgeld im Inter-Banken-Geschäft, wenn sich Banken untereinander über Nacht Geld leihen.
  • Euribor (Euro Interbanken-Zinssatz), der der Zinssatz für Termingelder im Interbanken-Markt ist.
  • Libor (Londoner Interbanken-Zinssatz), bei dem es um Termingelder mit bis zu 15 verschiedenen Laufzeiten geht. Wird bankentäglich von der British Bankers Association ermittelt.

Geldmarktindizes wie der eb.rexx Money Market oder der EUROGOV Germany Money Market Indizes sind jedoch für Privatanleger im Prinzip nicht relevant, da sie für den Kauf solcher ETFs Transaktionsgebühren zahlen zuzüglich Verwaltungskosten, die auf einem einfachen Tagesgeld- oder Festgeldkonto nicht anfallen.

Fazit

Auch für Rentenpapiere gibt es zahlreiche Indizes, für die es ETFs gibt. Renten-ETFs sind als ein Bestandteil eines ausgewogenen Depot immer sinnvoll, um eine gute Diversifikation zu gewähleisten.

Geldmarkt-ETFs sind dagegen kaum sinnvoll, da auch sie Gebühren kosten, die beim Tages-oder Festgeld eben nicht anfallen.

In der vorherigen Folge dieser Serie ging es übrigens um Aktienindizes und der nächste Teil der Serie wird sich mit Rohstoffindizes befassen.

 

 

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