Tracking Error bei ETFs – der Erfolg der Indexnachbildung

Lesedauer 3 Minuten

Für Anleger ist die Frage wichtig, wie stark die Performance eines ETFs von seinem Referenzindex abweicht. Darüber gibt der Tracking Error Auskunft.

Der Tracking Error hat mehrere Einflussfaktoren

Der Tracking Error gibt die Abweichung vom Referenzindex an

Der Tracking Error ist in erster Linie eine Kennzahl zur Beurteilung passiver Investmentfonds (ETFs).

Demnach bezeichnet er die Abweichung der Rendite eines ETFs von seinem Referenzindex.

Dabei entspricht im Idealfall der Tracking Error der Verwaltungsgebühr des ETFs.

Da jedoch mehrere Einflussfaktoren auf den Tracking Error einwirken, ist er meist größer als diese.

Dabei handelt es sich bei einem traditionellen ETF, der anhand der physischen Replikationsmethode nachgebildet wird, um folgende Faktoren:

  • Jährliche Verwaltungsgebühr
  • Indexanpassungen
  • Zahlungszeitpunkt der Dividenden
  • Besteuerung von Dividenden.

Lediglich bei Swap-ETFs – also ETFs, die ihren Referenzindex synthetisch nachbilden – entspricht der Tracking Error der jährlichen Verwaltungsgebühr.

Deshalb haben diese meist eine geringere Abweichung von ihrer Benchmark als physisch replizierende ETFs.

Renditemäßig haben Swap-ETFs für den ETF-Investor also oft einen Vorteil.

Die jährliche Verwaltungsgebühr

Die jährliche Verwaltungsgebühr eines ETFs wird dem Sondervermögen des ETFs meist täglich in Höhe eines 365stels der dem ETF-Anbieter zustehenden Verwaltungsgebühr entnommen.

Damit für die Begleichung dieser keine Wertpapiere verkauft werden müssen, halten die meisten ETFs geringe Bargeldbestände vor.

Diese Bargeldbestände haben jedoch Einfluss auf die Performance eines ETFs:

Bei steigenden Märkten lässt sich meist eine geringfügige Underperformance des ETFs gegenüber seinem Referenzindex beobachten  und bei fallenden Märkten eine geringe Outperformance.

Aber auch die Art und Weise, wie Indexanpassungen erfolgen, hat einen Einfluss auf die Gesamtkosten eines ETFs.

Wie Indexanpassungen auf die Performance wirken

Jede Indexänderung führt zu Kosten für den Fonds, die durch Transaktionskosten verursacht werden.

Hierbei besteht das Problem darin, dass Aktien, die aus einem bekannten Index herausfallen, meist an Wert verlieren, während Aufsteiger in einen Index im Wert steigen.

Somit muss der ETF zu niedrigen Kursen verkaufen und zu hohen Kursen kaufen.

Dabei kann dieser Markteinfluss zu einer Abweichung vom Vergleichsindex führen.

Der Einfluss von Dividendenzahlungen auf den Tracking Error

Auch Dividendenzahlungen führen oft zu einer Abweichung der Performance des ETFs von seiner Benchmark.

Das liegt daran, dass die meisten Indexanbieter annehmen, dass die Dividenden am so genannten ex-Tag gezahlt werden und dann gleich zur Reinvestition in weitere Aktien zur Verfügung stehen.

In der Realität kommt es jedoch oft zu Verzögerungen, so dass das Geld nicht am ex-Tag zur Reinvestition zur Verfügung steht. Auch fließen die Dividenden dem ETF zu unterschiedlichen Zeitpunkten zu.

Um ständige Transaktionskosten zu sparen, werden die Dividenden deshalb zunächst angespart und dann in einem Rutsch investiert.

Dadurch besteht das Risiko, dass es in einem steigenden Marktumfeld zu einer leichten Underperformance des ETFs im Vergleich zu seinem Referenzindex kommt.

Auswirkungen der Besteuerung von Dividenden auf den Tracking Error

Auch die steuerliche Behandlung der Dividenden kann zu einer Abweichung der Performance eines ETFs und seinem Vergleichsindex führen.

Beispielsweise muss zum Zeitpunkt der Reinvestition der Dividenden bzw. Zinsen die Abgeltungssteuer an das Finanzamt abgeführt werden, so dass die Nettodividende deutlich gerniger ist als die Bruttodividende.

Bei der Berechnung des zugrunde liegenden Indexes werden diese Abgaben jedoch meist nicht berücksichtigt.

Auswirkungen der Wertpapierleihe auf die Performance eines ETFs

Neben diesen Einflussfaktoren wirkt die häufig praktizierte Wertpapierleihe auf den Tracking Error, da hierdurch Zusatzerträge erwirtschaftet werden.

Dabei sucht sich die Fondsgesellschaft einen Partner, der Wertpapiere leihen möchte.

Dafür erhält die Fondsgesellschaft für das Verleihen der Wertpapiere eine ausgehandelte Gebühr.

Nach Ablauf der festgelegten Laufzeit erhält der Verleiher die Wertpapiere und die Leihgebühr zurück.

Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die Wertpapierleihe auch Risiken in sich birgt, da die Gegenpartei, die die Wertpapiere ausleiht, insolvent gehen kann.

Um dieses Risiko abzumildern, verlangen ETF-Anbieter meist eine Sicherheit von den Entleihern oder führen eine Begrenzung auf 10 Prozent des Fondsvermögens je Entleiher durch.

Es kommt durchaus vor, dass bei einer unbefristeten Leihe der gesamte Wertpapierbestand eines ETFs verliehen wird.

Fazit

Der Tracking Error gibt die Abweichung der Wertentwicklung eines ETFs von seinem Vergleichsmaßstab an. Dabei wirken verschiedene Einflussfaktoen auf den Tracking Error ein.

Neben verschiedenen Kosten, die anfallen, kann zum Beispiel durch die Generierung von Zusatzerträgen durch Aktienleihe die jährliche Verwaltungsgebühr kompensiert oder sogar überkompensiert werden.

Über die Höhe der erzielten Erträge können Sie dem Geschäftsbericht bzw. dem Jahresbericht entnehmen.

Insgesamt ist der Tracking Error ein wichtiges Instrument in der Kundenakquise, denn viele Anleger suchen denjenigen ETF zu einem bestimmten Referenzindex aus, der den niedrigsten Tracking Error aufweist.

(Quelle: Götte, Rüdiger: Exchange Traded Funds (ETFs): Grundlagen, Funktionsweise und praktischer Einsatz, ibidem Verlag, Stuttgart 2010, S. 159 ff.)

 

2 Gedanken zu „Tracking Error bei ETFs – der Erfolg der Indexnachbildung“

  1. Hallo Herr Dr. Nawatzki,

    vielen Dank für den sehr lehrreichen Beitrag!

    Aus vielen Quellen bekommt man ja die Information, unbedingt in ETFs zu investieren.

    Ich selbst bin ein begeisterter Anhänger von ETFs. Z.B. bildet ein DAX ETF die Benchmark für viele Fondsmanager. Jedoch schafft es kaum einer dieser Fondsmanager, die besagte Benchmark zu outperformen. Dabei habe ich mich immer gefragt, warum (nicht synthetische) ETFs einen gewissen Abstand zum eigentlich abgebildeten Index aufweisen. Dabei war mir der Tracking Error bisher kein Begriff. Aber jetzt weiss ich Bescheid!

    Daher herzlichen Dank nochmal!

    Beste Grüße,
    Michael Katzmann

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