Risiken bei ETFs: Wo trotz Sondervermögen Fallen lauern

Lesedauer 4 Minuten

Risiken bei ETFs: ETFs – Exchange Traded Funds – sind Sondervermögen. Trotzdem gibt es auch bei ihnen Risiken, denen Anleger kaum aus dem Weg gehen können. Und davon sind nicht nur Swap-ETFs betroffen.

ETFs sind Sondervermögen und deshalb bei einer Insolvenz der Kapitalanlagegesellschaft vor dem Zugriff durch Gläubiger geschützt.

Darüber hinaus heißt es in der Werbung für ETFs oft, sie seien eine einfache, transparente und flexible Geldanlage (ETF).

Doch wie sicher sind ETFs und wo genau lauern die Risiken von ETFs?

Da ist zum einen die Wertpapierleihe, denen alle Fonds – auch aktiv gemanagte Fonds – ausgesetzt sind.

Und zum anderen der Einsatz von Derivaten bei Swap-basierten ETFs, wobei es sich um ein spezielles Risiko synthetisch replizierender ETFs handelt.

Dabei ist ein Derivat ein aus einem Basiswert wie zum Beispiel einer Aktie oder Anleihe abgeleitetes Finanzinstrument.

Und synthetisch replizierend bedeutet, dass ein ETF nicht durch den Kauf der zum Index gehörenden Wertpapiere nachgebildet wird (also physisch), sondern durch ein Derivat – in diesem Fall einem Swap.

Ein Swap ist ein Tauschgeschäft mit einer Gegenpartei, wobei es sich bei ETFs bei dieser Gegenpartei immer um eine Bank handelt.

Risiken bei ETFs: Wertpapierleihe

Risiken bei ETFs durch Wertpapierleihe

Die Risiken bei ETFs betreffen also nicht nur synthetisch replizierende ETFs, die ein Tauschgeschäft mit einer Gegenpartei eingehen.

Sondern auch voll replizierende ETFs, die tatsächlich die Wertpapiere des Indexes, den sie nachbilden, kaufen.

Durch die Wertpapierleihe erwirtschaften ETFs häufig Zusatzeinnahmen, die dem Anleger meist – aber nicht immer – zugutekommen.

In Europa ist die Wertpapierleihe auf 20 Prozent des Portfoliovolumens begrenzt.

Der ETF verleiht die im Fonds enthaltenen Wertpapiere und erhält dafür eine Leihgebühr.

Außerdem erhält er in der Regel eine Sicherheit, die allerdings nicht unbedingt dem Wert der verliehenen Wertpapiere entspricht.

Wenn die hinterlegte Sicherheit die 20 Prozent übersteigt, darf ein entsprechend größerer Anteil an Wertpapieren verliehen werden.

Zum einen besteht bei der Wertpapierleihe ein sogenanntes Kontrahentenrisiko (Gegenparteirisiko), das darin besteht, dass die Gegenpartei die entliehenen Wertpapiere nicht nach Ablauf der Leihfrist zurückliefern kann.

Zum anderen kann es vorkommen, dass sich plötzlich eine Vielzahl der Investoren von ihren ETF-Anteilen trennen möchte.

In diesem Falle würde der ETF seine Wertpapiere anteilig verkaufen, um vom Erlös die Anleger auszubezahlen.

Sind die Anteile jedoch verliehen, kann sich die Rückzahlung um Stunden oder sogar Tage verzögern.

Anleger müssten dann auf ihr Geld warten.

Risiken von Swap-ETFs

Wie zuvor bereits angedeutet, unterliegen auch synthetisch replizierende ETFs einem Risiko.

Diese bilden ihren Index durch (beliebige) Wertpapiere nach und durch einen Swap.

Dieser Swap ist ein Tauschgeschäft mit einer Gegenpartei – in der Regel einer Bank -, die sich im Gegenzug verpflichtet, den Wert des jeweiligen Indexes taggenau zu garantieren.

Dabei ist die Obergrenze eines Swaps auf maximal 10 Prozent des Fondsvolumens begrenzt.

Spätestens seit der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers fürchten manche Anleger bei Swap-basierten ETFs eine Insolvenz des Swap-Partners und setzen lieber auf physisch replizierende ETFs.

Also auf ETFs, die tatsächlich die Wertpapiere ihres zugrundeliegenden Indexes kaufen.

Um dieses Risiko zu reduzieren, ist es inzwischen üblich, die Tauschgeschäfte zu besichern.

Im Endeffekt haben Swap-ETFs ein doppeltes Kontrahentenrisiko:

Erstens durch das Tauschgeschäft mit einer Bank und zweitens durch die Wertpapierleihe, die auch sie oft praktizieren.

Risiken bei ETFs

Risiken durch Marktverzerrungen

Risiken würden auch entstehen, wenn irgendwann alle Anleger nur noch ETFs kauften und keiner mehr Einzelaktien oder klassische Investmentfonds.

Dann würde es zu Marktverzerrungen kommen und die Preisbildung würde beeinträchtigt.

Doch dieses Risiko ist vorerst nur theoretischer Natur, denn davon sind wir noch sehr weit entfernt. Sehr weit.

Der Anteil der Deutschen, die bereits heute ETFs halten, liegt irgendwo zwischen 5 und 10 Prozent.

Zwar mit steigender Tendenz, aber mehr sind es noch nicht.

Damit ist dieses Risiko noch weit davon entfernt, real zu sein.

Fazit: Risiken bei ETFs bleiben überschaubar

Risiken von ETFs

ETFs sind zwar auf den ersten Blick einfach, transparent und flexibel, doch auf den zweiten Blick bergen sie auch Risiken.

Dabei handelt es sich zum einen um die Wertpapierleihe, die allerdings nichts ETF-Spezifisches ist, sondern von allen Fonds – auch aktiv gemanagten Fonds – praktiziert wird.

Dadurch erzielt ein Fonds Zusatzeinnahmen, die nicht immer allein den Anlegern zugutekommen, sondern oft mit der Kapitalanlagegesellschaft geteilt werden müssen.

Es gibt sogar Fälle, wo Anleger zwar das Risiko der Wertpapierleihe zu 100 Prozent tragen, aber nicht an den Erträgen beteiligt werden.

Da lohnt es sich schon, den Verkaufsprospekt vorher gründlich durchzulesen.

Und zum anderen gibt es das Gegenparteirisiko bei einem Swap-ETF, der ein Tauschgeschäft mit einer Bank eingeht.

Diese Swaps sind mittlerweile häufig übersichert, so dass das Risiko eines Ausfalls tatsächlich minimal ist.

Damit halten sich die Risiken für den ETF-Investor in Grenzen.

Insgesamt sind ETFs nach wie vor eine kostengünstige Möglichkeit, um sein Geld an den Börsen dieser Welt anzulegen, doch gibt es auch Risiken bei ETFs, die Anleger jedoch eingehen können.

In der aktuellen Niedrigzinsphase – die wohl noch länger anhalten wird – sind die Möglichkeiten beschränkt, sein Geld gewinnbringend anzulegen.

Daher führt an Aktien kaum ein Weg vorbei.

6 Gedanken zu „Risiken bei ETFs: Wo trotz Sondervermögen Fallen lauern“

  1. Eine ganz gute Bewertungsmöglichkeit gibt sicher die Information, wer die Swap-Kontrahenten sind.
    Bei den bekannten ETF-Anbietern stehen ja meist namhafte Banken dahinter.

    Ich bevorzuge an sich auch physische ETFs, teilweise sind die jedoch gar nicht verfügbar, z.B. bei brauchbaren Rohstoff-ETFs.

    Viele Grüße
    Thomas

    Antworten
    • Hallo Dorian,

      nein, weitere Nachteile von ETFs kenne ich nicht und „front running“ ist ja auch kein spezifischer ETF-Nachteil, sondern gilt für alle Wertpapiere, die einem Kursmechanismus aufgrund von Angebot und Nachfrage in engen Märkten unterliegen.

      Viele Grüße

      Jürgen

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  2. Hallo Jürgen!
    Ein schöner Beitrag! Den max. Verlust vor einer Investition zu kennen ist essentiell!

    In welche Art von ETFs investierst du denn? Meist ist es doch so, dass Swap-ETF etwas günstiger von der Gebührenstruktur sind …

    Ich betrachte das Risiko einer Insolvenz als relativ gering. Und 10% Verlust sind außerdem verschmerzbar.

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    • Hallo Kilian,

      besten Dank für deine Meinung! Ich kaufe sowohl physisch replizierende ETFs als auch Swap-ETFs, da letztere meist be- bzw. sogar übersichert sind und ich es auch für wenig wahrscheinlich halte, dass die Gegenpartei eines ETFs pleite geht. Außerdem finde ich, dass man ein gewisses Risiko bei der Geldananlage eingehen muss, sonst kommt man zu nichts!

      Herzliche Grüße

      Jürgen

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