Mögliche Bausteine für eine private Altersvorsorge

Lesedauer 11 Minuten

Ein individuelles Konzept für die Sicherung des Lebensstandards im Alterbesteht oft aus mehreren Bausteine für eine private Altersvorsorge. Basis ist in der Regel die gesetzliche Rentenversicherung.

1. Gesetzliche Rentenversicherung

Sie ist die Basis der Altersvorsorge für angestellte Arbeitnehmer.

Darüber hinaus gibt es für spezielle Berufsgruppen Versorgungswerke, wie zum Beispiel

  • Ärzte
  • Apotheker oder
  • Rechtsanwälte.

Darüber hinaus gibt es noch die Künstlersozialkasse (KSK) für u. a. selbständige

  • Künstler und
  • Publizisten.

Diese müssen dafür nur die Hälfte der jeweils fälligen Beiträge aus eigener Tasche zahlen, die KSK stockt die Beträge auf aus einem Zuschuss des Bundes (20 %) und aus Sozialabgaben von Unternehmen (30 %), die Kunst und Publizistik verwerten.

Welchen Monatsbeitrag ein Künstler/Publizist im Einzelnen an die KSK zahlt, hängt von der Höhe seines Arbeitseinkommens ab.

Wenn dieses nicht über der Geringfügigkeitsgrenze von 3.900,00 Euro jährlich liegt, kann die KSK im Regelfall nicht genutzt werden (Ausnahme: Berufsanfänger).

Früher hat die gesetzliche Rentenversicherung den Lebensstandard der Rentner garantiert.

Seit der letzten Rentenreform von Rot-Grün im Jahre 2001 tut sie das nicht mehr, denn das Rentenniveau sinkt und trägt so dem demografischen Wandel Rechnung.

Demografischer Wandel als Gefahr für die Altersvorsorge

Das bedeutet, dass immer weniger Beitragszahler die Renten für immer mehr Rentner erwirtschaften müssen, die zudem immer älter werden.

Im Jahr 2030 wird das Rentenniveau deshalb auf nur noch 43 Prozent gesunken sein und im Jahr 2045 auf gerade noch 41,5 Prozent.

Zum Vergleich:

Das Europäische Rentendurchschnittsniveau liegt bei 60 Prozent.

Deshalb ist Altersarmut ein akutes Thema, bei dem du mit betrieblicher und /oder privater Vorsorge gegensteuern musst.

2. Direktversicherung als Baustein der betrieblichen Altersvorsorge

Die Direktversicherung  ist eine Durchführungsform der betrieblichen Altersvorsorge (BAV) und wird staatlich gefördert.

Sie ist besonders dann interessant, wenn der Arbeitgeber sich an der Zahlung der Beiträge beteiligt.

Jeder Arbeitnehmer hat das Recht, durch eine Gehaltsumwandlung für das Alter vorzusorgen.

Und jeder Arbeitgeber muss dafür sorgen, dass die betriebliche Altersvorsorge in seinem Unternehmen möglich ist.

Die Direktversicherung ist eines von mehreren Modellen hierfür.

Bei dieser Form der Altersvorsorge über den Betrieb schließt der Arbeitgeber für seinen Mitarbeiter eine

  • Kapital-Lebensversicherung,
  • eine private Rentenversicherung oder
  • eine fondsgebundene Lebensversicherung

ab.

Da kleine Unternehmen meist weder über eine eigene Pensionskasse noch einen Pensionsfonds verfügen, greifen viele Unternehmer auf die Direktversicherung für ihre Angestellten zurück.

Den Vertrag sucht meist der Arbeitgeber aus und schließt diesen für seinen Angestellten ab.

Betriebliche Altersvorsorge

Die Beiträge zur Direktversicherung kann entweder der

  • Arbeitgeber allein bezahlen,
  • Arbeitnehmer und Arbeitgeber können sie auch gemeinsam aufbringen oder
  • der Arbeitnehmer übernimmt sie allein im Rahmen der Entgeltumwandlung.

Der Anteil des Arbeitnehmers wird direkt vom Bruttolohn abgezogen.

Daher entfallen Steuern und Sozialabgaben auf diesen Teil des Gehalts (= Vorteil).

Eine Direktversicherung kann nur für die berufliche Haupttätigkeit vereinbart werden, nicht aber für einen Nebenjob.

Eine Gehaltsumwandlung ist besonders attraktiv, wenn

  • der Arbeitgeber die Beiträge – teilweise oder ganz – zahlt.
  • Wenn die Kosten des Vertrags möglichst gering sind, besonders wenn Geld des Arbeitnehmers in die Versicherung fließt.
  • Du Mitglied in einer privaten Krankenversicherung sind. Denn dann musst du bei Auszahlung der Versicherung keine Sozialabgaben zahlen, während gesetzlich Krankenversicherte Beiträge für die Krankenversicherung zahlen müssen.
  • Du keine Berufsunfähigkeitsversicherung bekommen würdest, diese Versicherung aber zusätzlich einen Berufsunfähigkeitsschutz bietet.

Warum sich eine Direktversicherung lohnt

  • Die Beiträge zur betrieblichen Altersvorsorge sind von Steuern und Sozialabgaben befreit. Dadurch wird die Direktversicherung in Zeiten niedriger Zinsen zu einer einigermaßen attraktiven Form der Altersvorsorge – insbesondere wenn der Arbeitgeber etwas dazu bezahlt.
  • Wer privat krankenversichert ist, muss im Alter keine Beiträge auf die betriebliche Rente zahlen.
  • Alle Einzahlungen des Arbeitnehmers sind sicher – in der Sprache der Versicherungen: unverfallbar. Das gilt auch bei einem Wechsel der Arbeitsstelle. Bei den Beiträ-gen des Arbeitgebers kommt es auf die Vertragsdetails an. Bei Verträgen, deren Zusagen erst nach 2017 greifen, sind die Beiträge des Chefs per Gesetz jetzt bereits nach 3 Jahren Betriebszugehörigkeit sicher, wenn der Versicherte mindestens 23 Jahre alt ist. Viele Arbeitgeber räumen aber schon direkt von Beginn an eine Unverfallbarkeit ein.
  • Wechselst du zu einem neuen Arbeitgeber, kann dieser die Versicherung und die Beitragszahlung übernehmen. Lehnt er das ab, kannst du die Beiträge auch selbst weiterzahlen. Der neue Arbeitgeber muss auf jeden Fall das Versorgungskapital übernehmen. Die Übertragung erfolgt steuerfrei bis zur Beitragsbemessungsgrenze. Du kannst den Vertrag aber auch beitragsfrei stellen. Die künftige Betriebsrente fällt dann geringer aus.
  • Für Verträge, die nach dem 31. Dezember 2004 geschlossen wurden, gilt, dass sie nachgelagert besteuert werden – das bedeutet, dass du bei Erhalt der Zahlungen im Rentenalter Steuern dafür zahlen musst. In den allermeisten Fällen ist der Steuersatz im Rentenalter jedoch niedriger als in der Zeit der Berufstätigkeit, was einen Steuer-vorteil bedeutet.

Nachteile einer Direktversicherung

  • Wer in der gesetzlichen Krankenversicherung pflichtversichert ist, muss als Rentner aus Versorgungsbezügen – und damit auch aus Zahlungen der Direktversicherung – volle Beiträge in die gesetzliche Krankenkasse und die gesetzliche Pflegeversicherung leisten. „Volle Beiträge“ bedeutet: Der Rentner muss sowohl den Anteil des Arbeit-nehmers als auch des Arbeitgebers berappen. Das gilt auch für freiwillig Versicherte in der gesetzlichen Krankenkasse. Wer das Geld auf einen Schlag ausgezahlt be-kommt, muss die Beiträge über 10 Jahre abbezahlen.
  • Durch die Entgeltumwandlung ist der Bruttolohn in der Zeit des Ansparens niedriger. Auf der Grundlage des Bruttolohns werden aber die Beiträge zur gesetzlichen Sozial-versicherungen, also für Renten-, Kranken-, Arbeitslosen- und Unfallversicherung berechnet. Dadurch kann es passieren, dass du später, etwa wenn du arbeitslos wirst, geringere Leistungen aus diesen Sozialsystemen erhältst.
  • Die Kosten für den Abschluss und die Provision des Vermittlers sind für den Arbeit-nehmer meistens nicht zu erkennen: Die Versicherungsgesellschaft ist nicht verpflichtet, sie ihm gegenüber auszuweisen.

Vorteile für Arbeitgeber

  • Der Arbeitgeber spart Lohnnebenkosten, nämlich die anteiligen Sozialabgaben. Wenn er fair ist, zahlt er mindestens diese Ersparnis in die betriebliche Altersvorsorge seines Mitarbeiters ein.
  • Er braucht selbst kein Geld anzusparen, um im Alter die Renten seiner Angestellten auszahlen zu können. Die Zahlung übernimmt stattdessen die Versicherung.
  • Scheidet der Mitarbeiter aus, kann der Arbeitgeber den Vertrag ohne weitere Ansprüche an das Unternehmen auf den neuen Arbeitgeber oder den Mitarbeiter übertragen.
  • Die unkomplizierte Abwicklung stellt sicher, dass der Verwaltungsaufwand gering bleibt.

Zwischenfazit

Dein Arbeitgeber sucht als Direktversicherung entweder eine Kapital-Lebens- oder Rentenversicherung aus oder schließt eine fondsgebundene Lebensversicherung ab.

Sind bis zur Rente noch viele Jahre Zeit, gibt es mit Fonds die Chance auf eine höhere Rendite.

Allerdings hängt die Entwicklung dieser Altersvorsorge stark von der Entwicklung an den Kapitalmärkten ab.

Eine Versicherung ohne Fonds bietet dagegen derzeit nur eine geringe Rendite.

Im Jahr 2017 liegt der Garantiezins bei nur noch 0,9 Prozent.

Ein solcher Vertrag lohnt sich daher vor allem, wenn der Arbeitgeber mit einzahlt.

Egal, welche Art der Vorsorge der Arbeitgeber auswählt:

Achte auf Abschluss- und Verwaltungskosten.

Neben der Anlagestrategie hängt die Rentabilität der Versicherung auch maßgeblich von ihnen ab.

Zur Orientierung:

Bei 100 Euro Monatsbeitrag über 35 Jahre Laufzeit sind 1.500 Euro Abschlusskosten viel, 500 Euro gehen gerade noch.

Wer die Wahl hat, sollte einen Vertrag ohne Abschlusskosten auswählen (Nettotarif).

Wer in Fonds investiert, sollte auch dort die Kosten im Auge behalten.

Fondskosten von 1,5 Prozent pro Jahr (normal bei aktiv gemanagten Investmentfonds) sind hoch, 0,4 Prozent (normal bei ETFs) sind okay.

Die Kosten stehen im Produktinformationsblatt.

Frage deinen Arbeitgeber danach.

3. Bausteine für eine private Altersvorsorge

Da längst nicht jeder eine betriebliche Altersvorsorge hat, ist für die meisten Arbeitnehmer und vor allem Selbständige ohne gesetzlichen Rentenanspruch, aber auch für gut verdienende Beamte, eine private Altersvorsorge sinnvoll oder sogar notwendig.

3.1 Riester-Vertrag

Riester-Rente als Baustein für die private Altersvorsorge

Die Riester-Rente ist ein Baustein der privaten Altersvorsorge und wird mit staatlichen Zulagen gefördert.

Dabei werden Erwachsene derzeit mit bis zu 154 Euro jährlich gefördert (demnächst mit 175 EUR p. a.) und Kinder mit bis zu 300 Euro (Kinder vor 2008 geboren mit 185 Euro und Kinder ab dem 1. Januar 2008 geboren mit 300 Euro).

Weiterhin ist bei der Steuererklärung ein Sonderausgabenabzug möglich.

Der wird interessant ab einem Jahreseinkommen von etwa 40.000 Euro.

Um die ungekürzte Zulage zu erhalten, müssen Arbeitnehmer 4 Prozent ihres rentenversicherungspflichtigen Einkommens des Vorjahres in ihren Riester-Vertrag einzahlen.

Dabei gilt eine steuerliche Höchstgrenze von 2.100 Euro.

Allerdings wird der Steuervorteil um die Höhe der erhaltenen Zulagen gemindert.

Riestern lohnt sich besonders für Familien mit mehreren Kindern, wobei der Steuervorteil dann häufig durch die Zulagen reduziert wird.

Alleinstehende profitieren eher von dem Steuervorteil.

Im Ruhestand erhälst du dann eine lebenslange Rentenzahlung, wobei du die Einküfte aus der Riester-Rente im Alter versteuern musst (nachgelagerte Versteuerung).

Dabei darf vereinfacht gesagt jeder Arbeitnehmer riestern, der in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt und alle Beamten.

Wer nicht erwerbstätig ist, kann möglicherweise über den Ehepartner mitriestern.

Es gibt verschiedene Riester-Verträge

Diese unterschiedlichen Riester-Sparvertragsformen kamen bisher für den Aufbau einer Riester-Rente infrage:

  • private Riester-Rentenversicherung
  • Riester-Banksparplan
  • Riester-Fondssparplan
  • Riester-Bausparvertrag
  • Wohn-Riester (Riester-Darlehen).

Diese verschiedenen Riester-Sparvertragsformen sollen hier nicht im Einzelnen besprochen werden.

Das ist bereits an anderer Stelle ausführlich geschehen.

Wichtig ist mir, darauf hinzuweisen, dass viele dieser Riester-Sparformen – vor allem Versicherungsverträge – sehr teuer sind und sich oft nur dann lohnen, wenn man sehr alt wird.

Doch jetzt gibt es am Markt ein neues Angebot:

Für Riester-Sparer, die auf Fondsbasis riestern wollen, gibt es mit dem „Sutor Fairriester“ neuerdings ein Angebot auf Basis von ETFs.

Mit ETFs riestern

Fairriester ist ein vom Staat geförderter Fondssparplan mit einer Mindestlaufzeit von 12 Jahren. Er wurde von dem Start-up fairr.de konzipiert und wird von der Hamburgischen Sutor Bank verwaltet.

Er enthält überwiegend ETFs.

In Abhängigkeit von der Restlaufzeit kommen 23 verschiedene Fondsportfolios zum Einsatz.

Dabei beträgt der maximale Aktienanteil bis zu 83 Prozent.

Doch wird dieser – in Abhängigkeit von der Restlaufzeit – im Laufe der Jahre zurückgefahren.

Dieser Fondsparplan gehört zu den preiswertesten Möglichkeiten, die Riester-Förderung beim Fondssparen zu nutzen.

Im Gegensatz zu vielen anderen Verträgen wird die Rendite in der Ansparphase langfristig lediglich um etwa 1 Prozentpunkt jährlich vermindert.

Insbesondere im Vergleich zu fondsgebundenen Riester-Versicherungsprodukten sind die Kosten hier gering.

Hier kannst du dir ein Riester Angebot berechnen lassentb!

Der Fairriester-Fondssparplan eignet sich besonders für junge Leute, die langfristig eine private Altersvorsorge aufbauen wollen.

3.2 Rürup-Rente

Rürup-Rente als Baustein für die private Altersvorsorge

Vielleicht hast du schon einmal etwas von der staatlich geförderten Rürup-Rente gehört?

Versicherungsvertreter preisen diese Produkte meist wegen ihrer steuerlichen Absetzbarkeit an.

Übliche Rürup-Renten-Produkte schneiden bei Tests und Vergleichen in der Fachpresse jedoch eher dürftig ab, ähnlich wie die staatlich geförderte Riester-Rente.

Im Wesentlichen liegt dies an zu hohen internen Kosten, die die Rendite der Produkte deutlich schmälert.

Ein guter Teil des Steuervorteils geht damit an die Versicherungsindustrie und deren Vermittler.

Bei Fondsprodukten, die du auch bei der Rürup-Rente wählen kannst, werden meist nur teure, aktive Investmentfonds angeboten, da die Versicherer an den hohen Rückvergütungen (Kickbacks) beteiligt werden.

ETF Portfolios im steuerbegünstigten Rürup-Mantel

Mittlerweile bieten einige wenige Versicherer – meist über Honorarberater – Tarife mit minimaler Kostenstruktur an.

Da bei solchen Honorar- oder Nettotarifen keine Vertreterprovisionen anfallen, beinhalten diese keine Abschluss- und Vertriebskosten sowie deutlich reduzierte Verwaltungskosten.

Gleichzeitig kannst du kostengünstige ETFs für die Anlage auswählen.

Je nach Produkt gibt es eine vorgegebene ETF-Liste, aus der du dein individuelles ETF-Portfolio zusammenstellen kannst.

  • Core-ETFs ( physisch replizierende ETF-Familien von iShares und db X-trackers) ,
  • Dividenden-ETFs,
  • nachhaltig & ökologisch ausgerichtete ETFs,
  • Smart Beta Strategien inkl. Dimensional Fonds (nutzen wissenschaftliche Erkenntnisse für die Zusammenstellung ihrer Fonds, u. a. den Value- und Small-Cap-Effekt),
  • Branchen-ETFs
  • etc.

Oft gibt es auch vorbereitete Portfoliovorschläge je nach Risikoneigung.

Diese Kombination von kostenminimierten Versicherungsprodukten plus ETF-Anlage macht das Rürup-Modell deutlich attraktiver.

Zwischenfazit: ETF-Portfolios im steuerbegünstigten Rürup-Mantel machen also durchaus Sinn, weil sie kostengünstig sind.

Doch was ist dabei sonst noch zu beachten?

Keine renditeausbremsende staatliche Garantie

Im Gegensatz zur Riester-Rente hat der Gesetzgeber bei der Rürup-Rente keine Mindestgarantie der eingezahlten Beiträge gefordert.

Somit können Rürup-Renten ETF-Produkte ab dem ersten Tag die vollen Beiträge (abzüglich Kosten) in ETFs investieren.

Im aktuell schwierigen Zinsumfeld zeigt sich immer mehr, dass die Riester-Policen mit Garantien nicht funktionieren.

Dieser Nachteil besteht bei Rürup-Renten-Verträgen nicht.

Gesetzliche Auflagen

Intention des Gesetzgebers bei der Einführung der Rürup-Rente war die Stärkung der Altersvorsorge der Bürger.

Im Gegenzug zur steuerlichen Absetzbarkeit der Beiträge musst du dir über folgende Einschränkungen klar sein:

  • Auszahlung nur als lebenslange Rente ab dem 62. Lebensjahr (kein Kapitalwahlrecht)
  • Vererbbarkeit nur an Ehegatten oder Kinder bis 25 Jahren.

Im Gegenzug ist das Kapital in der Einzahlungsphase vor dem Zugriff von Dritten geschützt (Insolvenzschutz).

Hohe steuerliche Vorteile für Gutverdiener

Die Vorteile eines ETF-Sparens innerhalb des Rürup-Mantels liegen in der steuerlichen Absetzbarkeit der eingezahlten Beiträge.

Somit eignet sich diese Variante besonders für Gutverdiener.

Diese haben bis zu 42 Prozent Steuervorteil bei der Einzahlung.

Weiter sind sämtliche Wertsteigerungen und Erträge innerhalb der Rürup-Police steuerfrei.

Es greift also keine Abgeltungssteuer auf Erträge.

Dafür muss die Rente im Alter, genau wie die gesetzliche Rente, versteuert werden.

Im Regelfall ist dein Einkommen im Alter jedoch geringer als im Berufsleben und somit ist auch dein persönlicher Steuersatz deutlich niedriger.

Trifft diese Voraussetzung auch auf dich zu, bleibt unterm Strich ein Steuervorteil.

Damit ist ein Rürup-Renten-ETF-Modell besonders interessant für Selbständige und Freiberufler als Ersatz zur gesetzlichen Rente sowie für gut verdienende Angestellte, die einen Zusatzbaustein zur gesetzlichen Rente aufbauen und gleichzeitig die Vorteile einer ETF-Anlage nutzen möchten.

ETF-Portfolios im steuerbegünstigten Rürup-Mantel machen also bei den richtigen Adressaten durchaus Sinn.

3.3 Fondsgebundene Rentenversicherung auf ETF-Basis

Rentenversicherung als Baustein für die private Altersvorsorge

Bei dem Produkt von mypension.de handelt es sich um eine vollständig digitalisierte fondsgebundene Rentenversicherung der neuesten Generation.

Dabei hat mypension.de mit Internet und ETFs eine Alternative auf die Beine gestellt, die sowohl leistungsstark als auch kostengünstig ist.

Sie ist nur über das Internet erhältlich und der Versicherungsnehmer spart schon mal die früher übliche Abschlussprovision für den Vertrieb, die gerne mit mehreren Jahresbeiträgen zu Buche schlug.

Kernstück ist eine wissenschaftlich optimierte Anlagestrategie, für die der Kunde kein Vorwissen über den Kapitalmarkt benötigt.

Zu Beginn wird  vollständig in Aktien-ETFs investiert und mit zunehmendem Alter immer stärker in festverzinsliche Wertpapiere umgeschichtet.

Niedrige jährliche Verwaltungskosten in Höhe von insgesamt nur 0,69 Prozent sowohl für die ETFs als auch an internen Kosten ermöglichen einen hohen Rentenfaktor.

Darüber hinaus fallen 149 EUR als einmalige Kontoeinrichtungsgebühr an sowie eine jährliche Kontoführungsgebühr von 36 EUR.

Ansonsten gibt es keinerlei versteckte Kosten.

Im Endeffekt mindern die Kosten bei einer Laufzeit von 30 Jahren und einem Sparbeitrag von 200 Euro pro Monat die Rendite um 0,84 Prozent.

Allerdings gibt es keinen garantierten Zins wie bei einer klassischen privaten Rentenversicherung.

Sondern es handelt sich um eine fondsgebundene Rentenversicherung, die ausschließlich in kostengünstige ETFs vom US-Anbieter  Vanguard investiert.

Dessen Verwaltungskosten sind bereits in den 0,69 Prozent Verwaltungsgebühr enthalten.

Zusätzlich gibt es die gleiche Flexibilität wie bei einem ETF-Sparplan:

Die Sparbeiträge können jederzeit variiert – also herauf- oder herabgesetzt werden – und bei Bedarf auch ganz ausgesetzt werden.

Zum Beispiel, wenn der Kunde vorübergehend arbeitslos wird.

Mögliche Monatsbeiträge liegen zwischen 0 € und 1.000 €, mögliche Sonderzuzahlungen zwischen  1.000 € und 300.000 €.

Insgesamt sind Zuzahlungen bis maximal 300.000 € über die gesamte Laufzeit des Versicherungsvertrages möglich.

Und es kann jederzeit Geld aus dem angesparten Guthaben entnommen werden.

Und im Fall des Falles kann der Vertrag  jederzeit ohne finanzielle Nachteile gekündigt werden.

Mehr Flexibilität geht kaum.

Übrigens ist die Nettopolice von myLife von den Effektivkosten her noch einmal ein ganzes Stück günstiger als das Produkt von myPension, ist aber nur über Honorarberater zugänglich.

Dabei fallen einige Hundert Euro an Beratungshonorar an, doch du sparst u. U. mehrere Tausend Euro durch niedrigere Effektivkosten.

Anbieter Effektivkosten ca.
übliche Bank- & Versicherungsprodukte 1,50-4,00%
Direktversicherer online 1,00-2,50%
digitale Produkte (fairr, mypension) 0,70-1,30%
Nettopolicen ab 0,40%

Beispiel : Bei 0,35% Differenz in der Effektivkostenquote
Ersparnis bei 30 Jahren Laufzeit und 6% Bruttozins:
 
Monatsbeitrag Ersparnis:
  50 2.565,93 €
100€ 5.131,86 €
200€ 10.263,72 €
300€ 15.395,58 €
usw. usw.

3.4 ETF-Sparplan

ETF-Sparplan als Baustein für die private Altersvorsorge

Ein ETF-Sparplan ist voll flexibel, wird aber nicht staatlich gefördert.

Deshalb unterliegen Erträge von Beginn an der Abgeltungssteuer, sofern du keinen Freistellungsauftrag stellst.

Ansonsten ist der Vorteil, dass dein Sparbeitrag – einmal eingerichtet – jeden Monat bzw. jedes Quartal automatisch von deinem Konto abgebucht wird.

Dabei kannst du die Höhe deiner Sparrate jederzeit verändern (Mindestbetrag beachten) und bei Bedarf auch eine Zeit aussetzen.

So braucht man als ETF-Investor u. a. auch eine  vorübergehende Arbeitslosigkeit nicht zu fürchten.

Darüber hinaus kannst du jederzeit über dein angespartes Kapital verfügen.

So ein Sparplan ist in 15 Minuten bei jedem Online-Broker eingerichtet und dann musst du nur noch das persönliche Identifikationsverfahren durchlaufen – entweder online oder über eine Postbank-Filiale.

Fazit: Bausteine für eine private Altersvorsorge

Es gibt also eine ganze Reihe an Bausteinen zum Aufbau einer Altersvorsorge, die die gesetzliche Rentenversicherung ergänzen.

Dazu gehören Bausteine der

  • betrieblichen Altersversorgung und
  • der privaten Altersvorsorge.

Welcher Baustein sich für wen lohnt hängt von verschiedenen Einflussfaktoren ab:

  • Familienstand (Single/Partnerschaft/Ehe/Kinder)
  • Status (Angestellt/Selbständig/Beamter)
  • Höhe des Einkommens (z. B. oberhalb/unterhalb der Beitragsbemessungsgrenze).

4 Gedanken zu „Mögliche Bausteine für eine private Altersvorsorge“

  1. Jürgen, ich bedanke mich bei dir für den schön geschriebenen Beitrag. Dies gibt – im Gegensatz zu staatlichen Informationsmaterialien – einen einfachen, verständlichen Überblick über die Materie.

    Ich habe auch eine Rückfrage. Du schreibst ganz oben, dass Ärzte im Rahmen des Versorgungswerks fürs Alter vorsorgen können. Ich habe nun die bekannten Anlaufstellen für derartige Fragen abgesucht (zum Beispiel http://www.vwagruppe.de/aerzte/mitarbeiter-absichern/betriebliche-altersvorsorge/index.html oder https://www.arzt-wirtschaft.de/versicherung/betriebliche_altersversorgung/), konnte aber keine Antwort finden. Ich habe nämlich hier (http://monetaris.de/was-ist-die-aerzte-vermoegensstudie/) gelesen, dass Ärzte mit der eigenen Praxis für sich selbst eine betriebliche Altersvorsorge installieren können. Wie funktioniert das?

    Antworten
    • Hallo Niels,

      für dieses Thema bin ich kein Experte.

      Als ehemaliger MLP-Berater kann ich dir jedoch meine heute noch tätigen Kollegen empfehlen, von denen sich in jeder Geschäftsstelle mindestens einer auf die Betreuung von Ärzten spezialisiert hat.

      Darüber hinaus hat das Versorgungswerk für Ärzte nichts mit betrieblicher Altersversorgung zu tun.

      Hier ist der Link zur berufsständischen Versorgung für Ärzte in Westfalen-Lippe:

      https://www.aevwl.de/

      Für andere Bundesländer findest du die Links, wenn du in Google „Versorgungswerk für Ärzte“ eingibst.

      Viel Erfolg!

      Jürgen

      Antworten
    • Hallo Stefan!

      Tut mir leid, damit kenne ich mich nicht aus und es fehlt mir die Zeit für eine Einarbeitung ins Thema.

      Vielleicht kennt sich ein Leser dieses Blogs mit der Thematik aus?

      Sonst musst du selber recherchieren. 🙂

      Viele Grüße

      Jürgen

      Antworten

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.