ETF Definition: Was genau versteht man unter einem ETF?

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ETF Definition: ETFs sind der Anlagetrend unserer Zeit. Da macht eine genaue Definition des Begriffs allemal Sinn. Damit du weißt, worum es bei ETFs geht. In diesem Artikel liefere ich eine Übersicht über den Begriff, Wissen über ETFs und weitere Informationen zum Thema. Weitere Details findest du auf meiner Website ETF-Blog.com, wo ich seit fast 6 Jahren über Exchange Traded Funds blogge.

Begriffsklärung: Exchange Traded Funds (ETFs)

Das Kürzel ETF steht für Exchange Traded Fund. Zu Deutsch: börsengehandelter Indexfonds. Das sind spezielle Investmentfonds, die jeweils einen Börsenindex nachbilden und im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds an der Börse gehandelt werden.

Aktiv gemanagte Fonds werden über die jeweilige Kapitalanlagegesellschaft ge – und verkauft. Bei ihnen fällt in der Regel eine Provision in Form des Ausgabeaufschlags an. Bei ETFs fallen nur die Ordergebühren des jeweiligen Brokers an. Einen Ausgabeaufschlag kennen ETFs nicht.

ETF Definition: Seit wann gibt es ETFs?

ETF Definition

Der erste nicht-öffentliche Indexfonds wurde im Jahr 1971 als Pensionsfonds aufgelegt und bezog sich auf die New York Stock Exchange.

Der erste öffentlich zugängliche Indexfonds wurde 1976 von John Bogle, dem inzwischen verstorbenen früheren CEO von Vanguard, in den USA erfunden. Der Vanguard 500 bildete den S&P 500 nach.

Am 9. März 1990 wurde der erste ETF an der Börse von Toronto (Kanada) notiert. Der Toronto 35 Index Participation Fund, bekannt als TIPs, erblickte das Licht der Welt und wurde an der Börse von Toronto gelistet. Dieser ETF existiert noch heute als iShares S&P/TSX 60 Index ETF (XUI) mit einem Vermögen von etwa 8,8 Milliarden US-Dollar und befindet sich im Besitz von Blackrock.

Der erste erfolgreiche ETF-Start in den USA erfolgte drei Jahre später: Am 22.01.1993 wurde der SPDR S&P 500 ETF Trust (SPY) von State Street Global Advisors aufgelegt. Es ist bis heute der weltweit größte ETF mit einem Vermögen von über 354 Milliarden US-Dollar (Stand: Februar 2021).

Sieben Jahre später, am 11. April 2000 startete der ETF-Handel in Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern – z. B. Schweiz, Schweden und Großbritannien.

Die ersten zwei ETFs waren Aktien-ETFs. Sie bildeten den den Stoxx Europe 50 und den Euro Stoxx 50 ab und waren vorerst nur an der Börse Xetra handelbar. Damit avancierte die elektronische Börse Xetra zum ersten Handelsplatz für ETFs in Europa. Der Emittent beider Produkte hieß damals Merrill Lynch International, heute gehören beide Investmentvehikel zu iShares by Blackrock und haben ein beachtliches Fondsvolumen eingesammelt.

2001 folgte der erste in Deutschland handelbare Dax-ETF, emittiert von Indexchange, einer ehemaligen Tochter der Hypovereinsbank. Doch auch dieser ETF ging in die iShares-Familie ein und heißt heute:

  • iShares Core DAX UCITS ETF (WKN: 593393)

2004 kamen unter anderem ETFs für Schwellenländer in den Handel, aber auch ETFs, die in andere, einzelne Regionen oder Länder investieren – z.B. Osteuropa, Südafrika oder Irland.

Eine Art erster Welt-ETF (auch wenn er nur 50 Unternehmen umfasste) war der iShares Dow Jones Global Titans 50 UCITS ETF (WKN: 628938), der 2001 aufgelegt wurde. Der berühmte iShares MSCI World UCITS ETF (WKN: A0HGV0) folgte erst 4 Jahre später und wurde im Jahr 2005 einem breiten Publikum vorgestellt.

2020 betrug die Anzahl der in Deutschland handelbaren ETFs bereits rund 1.600 ETFs.

Nicht nur Aktien ETFs, sondern auch Anleihen ETFs

Anleihenindizes sind deutlich weniger bekannt als Aktienindizes. Auch hier gilt: Anleger sollten genau danach schauen, was im jeweiligen Index steckt.

Wichtig sind etwa die Restlaufzeiten der enthaltenen Anleihen, die Kreditwürdigkeit (Bonität) der Emittenten und die Währung, in denen die Anleihen notieren. Entsprechende Informationen sind auf den Websites der Anbieter oder in Finanzinformationsportalen im Internet zu finden.

Prägende Eigenschaften von ETFs

Wachstumsraten von ETFs sprechen eine deutliche Sprache: Das Anlagevehikel, das Anlegern die Möglichkeit bietet, mit nur einem Produkt in verschiedene Regionen, Branchen oder Anlageklassen gleichzeitig zu investieren, erfreut sich bei Anlegern zunehmender Beliebtheit. Grund dafür sind nicht nur die niedrigen Kosten, denn die sind wesentlich niedriger sind als bei aktiv gemanagten Fonds.

Darüber hinaus gibt es andere Gründe, die ETFs für Kleinanleger attraktiv machen. Die wichtigsten Argumente, die einen Teil der Erfolgsgeschichte von ETFs ausmachen, sind an dieser Stelle aufgeführt:

Einfach und weniger riskant

ETFs sind automatisch breit gestreut, da Anleger unmittelbar in Hunderte oder Tausende von Aktien und damit in ganze Märkte investieren.

Transparent

Anleger wissen bei ETFs jederzeit, worin sie investieren. Die exakte Zusammensetzung eines ETFs wird täglich an der Börse veröffentlicht.

Liquide und flexibel

Alle ETFs sind an der Börse handelbar und damit börsentäglich liquide. Zudem können sie dadurch leicht miteinander verglichen werden.

Sicher

ETFs sind Sondervermögen. Sollte ein ETF-Anbieter Insolvenz anmelden, so ist das Kapital per Gesetz vor dem Zugriff eventueller Gläubiger geschützt.

Vielseitig

Mittlerweile können viele Bereiche mit ETFs abgedeckt werden, seien es Aktien auf einzelne Länder oder Regionen, Staats- oder Unternehmensanleihen, Rohstoffe, Immobilien, Geldmarkt oder Strategien, wie zum Beispiel die Dividendenstrategie.

Wie funktionieren ETFs genau?

ETF Definition

ETFs sind also Finanzinstrumente, die jeweils einen bestimmten Börsenindex nachbilden und an der Börse gehandelt werden.

Ein Market Maker stellt im Auftrag des ETF Anbieters jeweils aktuelle Kurse, so dass ETF Anteile jederzeit ge- und verkauft werden können.

Die Nachbildung des jeweiligen Börsenindex kann dabei auf drei verschiedenen Wegen erfolgen:

Weit verbreitet sind die physische Replikation und das Samplingverfahren, bei der jeweils die Aktien des originären Index gekauft werden.

Bei der physischen Replikation werden alle Aktien des zugrundeliegenden Index im Verhältnis der jeweiligen Marktkapitalisierung gekauft. Das wird jedoch bei größeren Indizes wie z. B. dem MSCI World Index recht teuer. Dieser Index umfasst ca. 1.600 verschiedene Aktien, wobei laufend Firmen aus dem Index ausscheiden und neue hinzukommen. Das alles verursacht hohen Verwaltungsaufwand , der entsprechend kostet.

Deshalb wurde das Samplingverfahren entwickelt, bei dem nur eine statistisch relevante Anzahl an Wertpapieren vom jeweiligen ETF abgebildet wird, was deutlich kostengünstiger ist als die vollständige physische Replikation.

Und drittens gibt es noch die synthetische Replikation, bei der ein beliebiger Aktienkorb gegen die taggenaue Wertentwicklung des Index mittels eines SWAP-Geschäftes eingetauscht wird. Gegenpartei des ETF Anbieters ist i. d. R. eine Investmentbank, weswegen hierbei ein sogenanntes Kontrahentenrisko besteht.

ETFs haben eine eingebaute Risikostreuung

Wer ETFs kauft, streut das Risiko. Denn ETFs haben dadurch, dass sie einen ganzen Index abbilden, stets eine eingebaute Risikostreuung. Oft sind es mehrere hundert Aktien, manchmal einige Tausend. Beispielsweise beim FTSE All World Index.

Und in diese kann ein ETF-Investor oft schon ab 25 Euro pro Monat investieren. Nämlich in einen sogenannten ETF Sparplan. Doch dazu mehr an späterer Stelle in diesem Beitrag.

Indexfonds vs. gemanagte Fonds

Investmentfonds

Ein ETF bildet nur passiv einen Index nach, statt aktiv eigene Strategien zu verfolgen. Umso entscheidender ist es, dass Anleger beim Kauf eines Produktes darauf achten, den richtigen Index für Ihr Anlageziel auszuwählen. So enthalten manche Indizes nur wenige Aktien oder werden nach schwer nachvollziehbaren Kriterien berechnet. Das ist oft bei so genannten Smart-Beta-ETFs oder Strategie-Indizes der Fall. Diese versuchen zum Beispiel, Aktien mit besonders hoher Dividendenausschüttung oder besonders wachstumsstarke Unternehmen in einem Index zu vereinen.

Privatanleger sollten sich grundsätzlich auf etablierte Indizes großer Anbieter konzentrieren, die möglichst große Teile des Marktes abdecken und systematisch aufgebaut sind.

Indexfonds erreichen jedoch im Unterschied zu aktiv gemanagten Fonds ihr Ziel, eine Rendite bzw. Wertentwicklung entsprechend der Marktrendie zu erreichen, in der Regel problemlos.

Mit der Anlagestrategie, von vornherein auf den Durchschnitt zu setzen, schneiden ETF Investoren oft überdurchschschnittlich ab. U. a. deshalb, weil die meisten Privatanleger noch immer in aktiv gemanagte Fonds investieren, die nach Kosten in der Mehrzahl der Fälle auf lange Sicht unterdurchschnittlich abschneiden. Sie haben durch den Fondsmanager und die dazugehörige Infrastruktur deutlich höhere Kosten als ETFs.

Während ETFs im Schnitt etwa 0,3 Prozent des Fondsvermögens an Verwaltungsgebühren p. a. kosten, kommen klassische Investmentfonds auf durchschnittlich 1,4 bis 2 Prozent pro Jahr.

Das kann je nach Anlagebetrag und Laufzeit bedingt durch den Zinseszinseffekt über einen Anlagezeitraum von 20 bis 30 oder sogar noch mehr Jahren einen fünf- bis sechsstelligen Unterschiedsbetrag ausmachen.

Und ihr Ziel, den Markt nach Kosten zu schlagen, erreicht die Mehrzahl aktiv gemanagter Fonds über mehrere Jahre in der deutlichen Mehrzahl der Fälle nicht. Dies zeigt mittlerweile eine Vielzahl an wissenschaftlichen Studien.

ETF Definition: Vorteile im Vergleich zu Aktien

Im Vergleich zu Einzelaktien streut man mit einem ETF sein Risiko mehr oder weniger breit. Auch machen ETFs deutlich weniger Arbeit als die Auswahl einzelner Aktien.

Wie die Beispiele VW (Dieselskandal), Deutsche Bank (Missmanagement) oder Wirecard (Betrug in großem Stil) zeigen, kann bei Einzelaktien einiges schief laufen, wenn man sich nicht permanent informiert.

Bei einem ETF dagegen kompensieren viele andere Wertpapiere die evtl. Schieflage eines oder mehrerer anderer Wertpapiere.

Die Art der Ertragsverwendung

Aktien-ETFs fließen regelmäßig Dividenden der Unternehmen zu, deren Aktien sie halten. Renten-ETFs erhalten Zinszahlungen von den Herausgebern der von ihnen gehaltenen Anleihen. Wie andere Investmentfonds auch unterscheiden ETFs sich darin, was sie mit diesen Einnahmen machen. Grundsätzlich gibt es dabei zwei Möglichkeiten:

  • ausschütten oder
  • thesaurieren.

Ausschüttende ETFs geben Dividenden und Zinsen einmal jährlich direkt an die Anleger weiter. Das Geld wird dann auf das Konto des Anlegers gebucht. Der muss dann entscheiden, was er damit tun will. Möchten sie die ausgeschütteten Mittel direkt wieder anlegen, können Kosten entstehen – zum Beispiel durch Börsengebühren.

Thesaurierende ETFs dagegen investieren die ihnen zugeflossenen Mittel erneut in Aktien oder Anleihen. Zinsen und Dividenden schlagen sich in höheren Anteilspreisen nieder. Das Geld bleibt also im Fonds, und Anleger müssen sich keine Gedanken über die Wiederanlage machen. Allerdings haben sie auch keine laufenden Einnahmen.

Ausschüttende und thesaurierende ETFs können sich zudem in der steuerlichen Behandlung unterscheiden. Wer in dieser Hinsicht sicher gehen will, sollte seinen Steuerberater fragen.

ETF Definition: Der Markt für ETFs wächst

Der ETF-Markt für Privatanleger wächst und wächst nicht nur weltweit, sondern auch in Deutschland. Das investierte Volumen lag im Dezember 2020 bei gut 47 Milliarden Euro. Im Jahr 2019 bei 34 Milliarden Euro und 2018 lediglich bei 20,9 Milliarden Euro.

ETF Anlagevolumen

ETF Definition: Die Anzahl an ETF-Sparplänen

Auch die Zahl ausgeführter ETF-Sparpläne zeigt deutlich, dass ETFs bei Kleinanlegern immer beliebter werden.

ETF Sparpläne

Fazit: ETF-Sparpläne als größte Finanzinnovation des 21. Jahrhunderts

ETF-Sparplan

ETFs sind der Anlagetrend unserer Zeit und die Zukunft der Geldanlage für Privatanleger. Das gilt insbesondere für ETF-Sparpläne, die das Sparbuch des modernen Kleinanlegers sind.

Bereits ab 1 Euro pro Monat (ING) bzw. ab 25 Euro pro Monat (comdirect, Consorsbank, Tade Republic, Scalable Capital Broker, Postbank etc.), sonst 50 Euro pro Monat kann man einen Sparplan starten und so langfristig Vermögen aufbauen.

ETF Sparpläne wurden bereits als „Königsweg des Fondssparens“ oder auch als „Größte Finanzinnovation des 21. Jahrhunderts“ bezeichnet. In der Tat haben sie die Geldanlage für Otto Normalverbraucher entscheidend verändert:

Geld anlegen an der Börse ist Dank ETFs erstens unkomplizierter und zweitens deutlich kostengünstiger geworden.

Wann startest du deinen ersten ETF Sparplan?

1 Gedanke zu „ETF Definition: Was genau versteht man unter einem ETF?“

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