Banker und Finanzberater: Kann man ihnen trauen?

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Banker und Finanzberater: Die meisten Privatanleger holen sich Rat bei Finanz- und Bankberatern und kaufen dann diejenigen Produkte, die diese ihnen empfohlen haben. Doch kann man sich auf Finanz- und Bankberater auch wirklich verlassen oder ist es ein Fehler, ihnen zu vertrauen?

„Die große mehrheit der Bankbetreuer und Vermögensberater hat eigenbezogene Motive, nämlich vornehmlich jene Anlageprodukte zu verkaufen, die ihnen oder ihrer Institution Komissionen bringen. Das sind jedoch selten die tatsächlich am besten geeigneten Produkte.“

Rick Ferri, Geschäftsführer von Portfolio Solutions LLP

Die Qualität der Anlageberatung ist schlecht

Banker und Finanzberater

Dass die Qualität von Banken und Anlageberatern zum Himmel schreit, ist allgemein bekannt.

Seit Jahren werden regelmäßig Testberichte zur Qualität der Anlage- und Kreditberatung deutscher Finanzdienstleister unter anderem von der

  • Siftung Warentest,
  • Anlegerzeitschriften,
  • Rundfunkanstalten,
  • oder dem Bundeswirtschaftsministerium

veröffentlicht.

In der Summe sind die Resultate dieser Tests niederschmetternd!

Schadenersatzklagen häufen sich

Schadenersatzklagen gegen Banker und Finanzberater häufen sich daher.

Man denke nur an die Gerichtsverfahren im Zusammenhang mit den Zertifikaten der 2008 Pleite gegangenen Investmentbank Lehman Brothers.

Oder an zahlreiche am Konkurs entlang schlitternde geschlossene

  • Immobilienfonds,
  • Windparkfonds,
  • Schiffsfonds oder
  • Medienprojektfonds.

Dabei wurden die Lehman-Zertifikate von verschiedenen Geldhäusern noch wenige Wochen vor der Lehman-Pleite sogar Rentnern als sichere Anlagen verkauft.

Darunter waren auch Sparkassen und Volksbanken.

Die zweifelhafte Praxis von Bankern und Finanzberatern machen auch Erfahrungsberichte von ehemaligen Bankkundenbetreuern deutlich:

Zum Beispiel:

Wie Banker Provisionen schinden (Süddeutsche Zeitung vom 14.03.2008) oder Tatort Bankschalter. Hochsaison für fette Provisionen. Jetzt wollen Finanzberater an Ihr Geld (€uro, Heft 11/2010).

Manche dieser Bankkundenbetreuer haben ihren Beruf zum Teil aus Verbitterung und Frustration über die Verkaufsmethoden in der eigenen Branche aufgegeben.

Als Resultat ist das Vertrauen in Banker und Finanzberater und ihre Kompetenz auf dem tiefsten Punkt seit Jahren angelangt.

Kein Wunder, wenn wissenschaftliche Studien zum Ergebnis gelangen:

Bei der Anlageberatung der Banker und Finanzberater in Deutschland ist die risikobereinigte Rendite ihrer Kunden niedriger als die derjenigen Kunden der gleichen Häuser, die nicht beraten werden.

Doch worauf ist diese Beratungsmisere zurückzuführen?

Ursachen der Beratungsmisere deutscher Banker und Finanzberater

Die Hauptursache für das Beratungsdesaster ist der strukturelle Interessenkonflikt, dem Banker und Finanzberater unterliegen:

Dieser besteht darin, dass die sogenannten „Berater“ keine Berater sind, sondern vielmehr Verkäufer.

Sie verdienen nicht an der Beratung ihrer Kunden, sondern am Verkauf der Produkte.

Deswegen findet auch keine Beratung statt, sondern ein als Beratung getarnter Verkauf.

Dabei werden vor allem die Produkte verkauft, die der Bank oder dem Berater die höchsten einmaligen und laufenden Einnahmen bringen.

Deshalb sollten sich Banker und Finanzberater, die sich durch Provisionen finanzieren, nicht Berater nennen dürfen, die sie ja auch nicht sind.

Doch worin könnte die Lösung dieses Problems liegen?

Honorarberatung als Lösung des Provisionskonflikts

Privatanleger müssen sich von dem Irrglauben verabschieden, dass gute Finanzberatung umsonst zu haben sei.

Niemand käme auf die Idee, dass ihn zum Beispiel Arzte, Rechtsanwälte oder Architekten kostenlos beraten würden.

Warum also sollte gute Finanzberatung kostenlos sein?

Die Lösung liegt in der interessenkonfliktfreien Honorarberatung.

Dabei ist ein Honorarberater ein Finanz- oder Vermögensberater, der keinerlei offene oder verdeckte Provisionen bzw. Kommissionen von den Anbietern von Finanzprodukten akzeptiert.

Und Anleger, die nur kleine Summen investieren wollen und für die sich eine Honorarberatung nicht rechnet, können sich an Verbraucherberatungen wenden und sich selbst finanziell fortbilden, was mit Finanzblogs wie dem ETF-Blog und anderen Geldanlageblogs problemlos möglich ist.

(Quelle: Kommer, Gerd: Souverän Investieren mit Indexfonds & ETFs, 4., aktualisierte Auflage, Campus Verlag, Frankfurt/New York 2015, S. 181-185.)

Fazit

Da Banker und Finanzberater einem Interessenkonflikt unterliegen, sind sie keine Berater, sondern als Berater getarnte Verkäufer.

Von diesen dürfen Anleger jedoch keine unabhängige Beratung erwarten.

Wenn Privatanleger echte Beratung genießen wollen, sollten sich daher nicht an Banken und Vermögensberater wenden.

Sondern an die Verbraucherberatung und an unabhängige Honorarberater.

Zusätzlich liefern unabhängige Finanzblogs wie der ETF-Blog wertvolle Finanzinformationen.

In der letzten Folge dieser Serie wurde an dieser Stelle der Anlagefehler besprochen, anzunehmen, dass es nichts koste, den Markt schlagen zu wollen. In der nächsten Folge wird der Anlagefehler diskutiert, die Nebenkosten des Investierens zu unterschätzen.

Banker und Finanzberater empfehlen übrigens auch nicht gerne ETFs, weil sie an denen nur wenig verdienen.

 

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